Alle Sachen und Gegenstände die wir besitzen, bestehen aus irgendwelchen Materialien - entweder hochwertigen Materialien oder minderwertigen. Mit dem Schlagwort Ressourcenknappheit richtet sich ein ganz neuer Fokus auf das Recycling dieser Materialien nach ihrem Lebenszyklus (mehr zu dem Thema Recycling, Upcycling und Downcycling im April). Also geht es bei dem Wert von Materialien nicht um den Wert eines Produktes solange es noch funktioniert, sondern um den Wert, den die Bestandteile dieses Produktes haben.
Wir stellen immer mehr fest, dass die schnell und günstig produzierten Produkte am Ende ihres Lebens keinen Materialwert mehr besitzen. Hier herrscht derselbe Gedanke vor, der auch den Miet-Commerce antreibt: Wir möchten eigentlich keinen Müll besitzen, dessen Entsorgung uns später noch etwas kostet. Lieber hätten wir etwas, was als Rohstoff noch etwas wert ist, um wieder etwas Neues zu werden.
So richtet sich unsere Aufmerksamkeit mehr denn je auf das Wort Materialwert. Aber was bedeutet das?
Was ist der Materialwert?
Per Definition ist der Materialwert der Preis, mit dem Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe in der Betriebsbuchhaltung angesetzt werden, i.d.R. in Form eines Durchschnittspreises. Zur Bewertung in der Handelsbilanz vgl. Vorschriften des HGB und Bewertungsvereinfachungsverfahren.
Oder leichter gesagt:
Der reine Gegenwert des Materials, aus dem ein Gegenstand besteht.
Material selbst verstehen wir als Sammelbegriff für Rohstoffe, Werkstoffe, Halbzeuge, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Teile und Gruppen, aus denen etwas hergestellt wird.
Wie hängt der Materialwert nun mit dem Sekundärmarkt zusammen?
Nunja, wir könnten ja gleich beginnen unseren ganzen Haushalt in Materialwert zu berechnen, oder? Wert besteht aber erst real dann, wenn wir auch Jemanden finden der uns diesen Wert in Form eines Preises abkauft. Und so gut ist unser Recycling eben noch nicht, dass sie Materialien von gebrauchten Gütern effizient zu Neuen umarbeiten. Allzu häufig sind Materialien in Produkten so verbaut, dass die Kosten ihrer Trennung und Wiederverwendung den Wert des Materials um ein Vielfaches überschreiten. So greift die Industrie lieber auf die noch günstigeren neuen Rohstoffe zurück. Das Produkt erleidet sozusagen einen wirtschaftlichen Totalschaden und die Materialen haben keinen Wert mehr für die Industrie.
Hier ein paar Beispiele:
Ein Goldring hat den Materialwert, was sein Gewicht in Gold wert ist. Ihn kann man schnell und kostengünstig in eine andere Form bringen und wieder verkaufen.
Eine Leinenhose, die nicht mehr als Leinenhose genutzt werden kann, kann durch Recycling noch als Rohstoff für ein anderes Kleidungsstück oder Textilprodukt genutzt werden. Man kann durch die Dicke und Fläche des Stoffes den momentanen Marktpreis gegenüber Neuware (Meterpreis) vergleichen und einen Preis bestimmen.
Ein Auto wird dann komplett zerlegt und der Schrotthändler bekommt für die Einzelteile den Materialwert erstattet: hauptsächlich das Eisen bringt noch Geld.
Ein Fön geht kaputt. Plastik und Motor (incl. Metalle darin) sind so verklebt, dass eine Trennung technisch schwierig und hochtechnologisch ist und die kosten dieser Materialien völlig übersteigt. Er besitzt im Grunde sogar einen negativen Materialwert, da uns die Entsorgung Geld kostet.
Viele Produkte sind heute so gebaut, dass man die Materialien nicht mehr einfach trennen kann. Manchmal sind sie sogar vermischt worden oder untrennbar verbunden. Der Recycling Gedanke war nicht Teil ihres Designs und ihrer Konstruktion, womit man den Wert für ihre Materialien verloren hat.
Besonders wichtig für den Sekundärmarkt ist es: Produkte aus guten, hochwertigen Materialien zu kaufen die auch bestenfalls getrennt werden können. Wenn nämlich die Funktionsfähigkeit eines Produktes nicht mehr besteht, kann es als ‘Rohstoff’ in neue Produkte wieder einfließen, wofür man dann den Materialpreis ausgezahlt bekommt.
Mit der Rohstoffknappheit werden Materialien aus schon gebrauchten Produkten immer wichtiger und immer mehr Unternehmen gehen aktiv in den Recyclingindustrie. Andere Unternehmen beginnen Produkte zu bauen, die sie gezielt nach dem Lebenszyklus in neue ausbauen können. Diese Firmen und Marken kaufen und nehmen gezielt ihre Produkte zurück um die Materialien wieder nutzen zu können und weniger neue Materialien zu verwenden.
In der Zukunft werden wir vielleicht nicht mehr selbst entscheiden was ‘Müll’ ist, sondern das gebrauchte Produkt bei einer Firma abgeben, die uns sagt ob wir noch etwas dafür bekommen oder für die Entsorgung noch etwas zahlen müssen.
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