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Leihen & Tauschen: Essentiell bevor es Geld gab und uns nun allen so fern

Aktualisiert: 7. Mai 2020


Als ich am Anfang des Jahres Freunden und Familie von meinem Projekt erzählte, boten mir viele an, ich könnte mir bei ihnen Dinge leihen, was mich extrem beruhigte. Viele von ihnen wissen, dass ich eigentlich ein Konsumkind bin und dass es mir wohl schwer fallen würde, nichts Neues zu kaufen.


Ich muss sagen, ich habe am Anfang gar nicht nachgeschaut, wie viele Menschen so etwas schon gemacht hatten. Ich wusste, es gibt welche, die leben ein Jahr ohne Müll, oder verkaufen gleich alles und werden Minimalisten. Deswegen war ich mir sichen, dass es auch Leute geben musste, die ein Jahr nichts gekauft hatten. Aber ich war mir aber auch sicher, so wie ich das mache, hat es bestimmt noch keiner gemacht. Und selbst wenn, die ersten drei Wochen interessierte es mich nicht.


…. aber dann eben schon!


Und ich fing an zu googeln. Und man, ich fand so einige! Dabei ist mir aufgefallen, dass die meisten Leute versucht hatten, gar nichts zu kaufen. Dinge die sie gebraucht haben, wurden geliehen oder ertauscht. Eine Organisation die mir besonders aufgefallen war, ist genug.org. Diese Organisation mit über 3000 Followern und einigen Mitgliedern stellte Spielregeln auf ihrer Website für das konsumfreie Jahr. Das fand ich interessant und ich kontaktierte sie. Im Februar traf ich mich mit der Gründerin und Initiatorin Christiane in Neukölln. Sie lebte sechs Jahre lang ohne etwas zu kaufen. Als es mehr Leute begeisterte, gründete sie einen Verein. Alles zu Christiane und ihrem Verein könnt ihr in einem der nächsten Blogposts lesen. Sie war es, die mich dazu brachte, die Themen Tauschen und Teilen genauer zu betrachten. Wegen ihr schaute ich mit die Plattformen nebenan.de (Blogpost dazu in den nächsten Tagen) und Pumpipumpe genauer an.


Bei nebenan.de bin ich jetzt seit ca 2 Monaten Mitglied und habe schon tolle Tipps bekommen und, ach ja, auch eine Trainingspartnerin hatte ich gefunden.


‘Sharing- Economy’ ist nicht Leihen!


Oft LEIHT sich die Wirtschaft den Begriff ‘leihen’ wenn es um Mieten geht. Aber von Mieten (Leihen gegen Geld) möchte ich hier erstmal nicht reden. Ich meine hier echtes Leihen: gegen das Versprechen der Rückgabe, vorübergehend aus dem eigenen Besitz, etwas jemand anderem ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen.

Nun, um Sachen leihen zu können, muss man ganz klar an andere kommunizieren was man braucht und muss wissen eventuell wissen, was die anderen haben. Das ist gar nicht so leicht. Weil ich Leihen aber generell gut finde, also schon vor meinem Projekt, frage ich die Leute proaktiv ob sie sich etwas leihen wollen, wenn ich merke sie haben Interesse an etwas. Hier ein Beispiel: Ich habe ein Bild von der Hochzeit meiner Cousine auf Insta gepostet. Ich habe einige Komplimente für das Kleid bekommen. Eine Freundin fragte ganz präzise, woher das Kleid sei, denn sie müsse auch bald auf eine Hochzeit und habe noch nichts anzuziehen. Ich fragte sie, ob sie sich das Kleid nicht lieber leihen möchte. Sie fand das eine super Idee. Nun war das Kleid schon auf zwei Hochzeiten, wurde also besser genutzt und die Freundin musste sich kein neues Kleid kaufen.


Ein weiteres Beispiel: Ich postete dieses Bild in meiner Instagram-Story und ein Bekannter fragte: Lohnt es sich, das Buch zu kaufen? Ich fragte ihn zurück, ob ich ihm das Buch nicht lieber leihen sollte. Nun wurde das Buch von zwei Menschen statt einem gelesen. Beide Dinge, das Buch und das Kleid mag ich, und sie sollen auch in Zukunft in meinem Besitz bleiben, aber ich weiß auch, ‘aufbrauchen’ werde ich sie nicht. Ich kann aber, dadurch dass ich sie verleihe, vermeiden, dass andere etwas für den einmaligen Gebraucht kaufen müssen und meine eigenen dinge besser genutzt werden. Und ja, manchmal geht was kaputt oder kommt nicht zurück. Dann weiß man aber auch, wem man nichts mehr leihen sollte.




Seit dem Interview mit Christiane habe ich aber verstärkt darüber nachgedacht, ob es besser wäre, seine Sachen prominent anzubieten oder ob es eher die Aufgabe desjenigen, der etwas braucht ist, herumfragen ob jemand etwas hat was er braucht. Ich bin noch zu einer klaren Meinung gekommen. Leihen ist eine heikle Angelegenheit, sogar unter Freunden und Familie.


Hier ein weiteres Beispiel: Neulich fragte mich ein Freund, ob ich mein Auto noch hätte, da seins ein technisches Problem keine Zulassung für einen extra Sitz bekommen habe. Um zu einer Hochzeit zu fahren müsse er sich jetzt spontan ein Auto leihen, da er bei der Autovermietung nichts mehr bekommen hat. Ich rief bei der Versicherung an, meldete für 2 Tage einen zusätzlichen Fahrer an und schon konnte er es sich ohne Probleme leihen. Als er es abholte, meinte er, er habe mehrere Freunde gefragt, die sich dann einfach nicht gemeldet haben.


Aber ja, wie die Definition sagt: Leihen beruht auf Versprechen und deswegen auf Vertrauen. Deswegen ist das eine Lösung, die im Freundeskreis und in der Familie funktioniert. Und auch da kann es für viel Ärger sorgen. Ansonsten muss man doch eher auf die versicherte, kostenpflichtige Variante einer Plattform zurückgreifen und das ist dann eigentlich Mieten. Dies versucht jetzt die kleine Münster App NearbySharing. Da können Privatpersonen ihre Dinge zum Leihen gegen eine tägliche Gebühr einstellen. Also so wie bei Paul Camper für Wohnmobile. Und das ist dann die Sharing Economy.


Gibt es schon gute Unternehmen die das 'Tauschen' zurückbringen?


Persönlich habe ich recht wenig Erfahrung, da ich selten etwas brauche und gleichzeitig etwas habe, was ungefähr gleichwertig ist mit etwas das jemand anderes gerade benötigt. Und ich denke so geht es den meisten. Das sind auch meine Erfahrungen bei Kleiderkreisel. Dort kann man Kleidung nicht nur verkaufen, sondern auch tauschen. Leider gab es da bisher noch nie ein Match.


Es gibt tatsächlich gar nicht so viele Tauschbörsen im Netz wie man glaubt. Manche davon sind auch nicht wirklich interessant für mich und meinen Blog, wenn es zum Beispiel um Konzerttickets (Tauschtickets.com) oder Ferienhäuser (homeexchange.com ). (Ich hoffe beide überstehen die Corona Krise ). Da aber beide keine materiellen Alltagsgegenstände oder Gebrauchsgüter tauschen sind sie für Rebound Stuff nicht so interessant. Schließlich habe ich nur eine Tauschplattform für Gebrauchsgüter gefunden: Bambali. Und gerade die hat am 31.03. die Pforten geschlossen. Ein Erfolgszeichen, dass Tauschen zurück in unseren Alltag kommt ist das nicht, und ob es einen Nachfolger gibt, weiß ich nicht.


Bei der BSR (Berliner Stadtreinigung) gibt es einen Tauschmarkt, den ich mega sympathisch finde. Die Angebote lesen sich so:

'Biete Kindergummistiefel Größe 36, für 5 Kilo Blumenerde.'


Finde ich grandios. Und auch bei Nebenan.de wird getauscht was geht mit unglaublich kreativen Posts.



Aber auch bei der BSR App, Kleiderkreisel, nebenan.de und ebay-Kleinanzeigen, gibt es kein wirklich smartes Suchsystem oder eine gute Rasterung für eine Tauschsuche. Schließlich ist es ziemlich schwer Matches zu finden. Deswegen wird bei BSR und nebenan.de oft gegen Nahrung und U-Bahn Tickets getauscht und bei Kleiderkreisel, Kleid gegen Kleid.


Smart hingegen sind die Tauschläden in Berlin. Man bringt etwas, was man nicht mehr braucht hin und nimmt etwas mit, das man braucht. Klingt so simple und einfach, dass ich es probieren muss, sobald die wieder offen haben. Ein paar Kinderbücher für meine Nichte könnte ich dort wohl finden.


Fazit

Bei den meisten Leuten ist Tauschen keine alltägliche Methode Dinge, die man braucht zu beschaffen. Falls ihr aber gute Tauschplattformen kennt, lasst es mich wissen und ich teile sie dann mit allen.

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