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Tag 142-156 Kill your Darlings

Aktualisiert: 28. Okt. 2020


Mittwoch, 20.05.: Das Grande Finale des Ladens


An diesem Tag habe ich mich mit einem Bekannten meiner Schwester getroffen, der als Business Coach arbeitet. Mit ihm zusammen habe ich noch einmal über Rebound Stuff und die Idee, die hinter dem Laden steckt, gesprochen. Es war sehr gut das Ganze mit einem Außenstehenden zu besprechen, denn schon nach ein paar Sätzen musste ich laut aussprechen was ich schon seit einigen Wochen innerlich wusste: das mit dem Laden ergibt einfach Moment keinen Sinn…..


In den letzten drei Monaten habe ich oft am Laden gezweifelt. Das war der Grund, das der Mietvertrag noch nicht unterschrieben war. Ich zögerte es unbewusst heraus. Schob die Kosten als Grund vor. Doch bei dem leisesten negativen Gedanken, hatte ich immer gleich Lösungen gesucht, als den laden anzuzweifeln. Erst war er perfekt wegen der Lagermöglichkeiten im Keller. Als feststand, dass wir diesen nicht nutzen können, war er perfekt als Ladencafé, wegen dem breiten Bürgersteig davor und seiner tollen Ecklage. Jede Frau träumt früher oder später von einem eigenen Café. Als Corona kam, konzipierten wir sogar eine mögliche Eisdiele, bzw. Straßenausschank mit ein. Letztlich dachte ich, vielleicht erstmal nur als Office nutzen? Hauptsache den Laden sichern.


Zusammen mit meiner Schwester steigerten wir uns eher rein, als die Sache nüchtern zu sehen.


Aber wie ich es drehte und wendete, ein Laden und ein Café war aktuell nicht auf meinem Visionboard. Ich will Menschen zu nachhaltigem Konsum erziehen und dafür sorgen, dass sie keinen Müll mehr kaufen. Der Laden hätte mich davon nur abgelenkt.


Nach all der Vorfreude, nach all den Ideen und der Planung diese Ladenperle zum Leben zu erwecken, schmerzte der Gedanke das Ganze doch nicht umzusetzen entsetzlich.

Dabei erinnerte ich mich vor allem an einen Satz den ich oft von unseren Designern bei Zalando gehört hatte:


KILL YOUR DARLINGS.

Eine Nacht wollte ich mir dennoch für die finale Entscheidung geben.




Donnerstag, 21.05.: Tränen der Vernunft und zurück zum Kern der Sache


Gleich am Morgen telefonierte ich mit meiner Schwester. Diesmal war es ein kurzes Telefonat, verglichen mit den Stunden der letzten Monate in denen wir immer wieder Pro & Contra diskutiert hatten, aber uns vor allen Dingen um Renovierung, Ausgestaltung und Einrichtung gekümmert hatten. Meine Freundin Marie hatte uns bereits 3D Renderings gemacht, in denen wir vom Boden bis zur Küche alles ausgesucht hatten.


Der Dialog verlief in meiner Erinnerung in etwa so:


Ich: Ok, ich habe drüber geschlafen, es macht zum jetzigen Zeitpunkt einfach keinen Sinn.

Sie: Ok, das war ja unsere Sorge von Anfang an. Es nimmt den Fokus vom großen Ganzen, es lenkt uns ab.

Ich: Hm, es tut mir nur so Leid um den Laden. So eine Gelegenheit bekommt man nicht alle Tage. Wir haben ihn seit 8 Jahren beobachtet und hätten ihn jetzt tatsächlich haben können und jetzt nehmen wir ihn nicht. Ist das vielleicht dumm?

Sie: Ja, aber unser Traum ist nicht ein einzelnes Ladencafé zu haben, auch wenn das ziemlich geil geworden wäre. Ich habe mich auch schon hinter dem Tresen stehen sehen mit einem Schnittchen auf der Hand. Aber ganz ehrlich, die Tage des Kellnerns sind vorbei. Außerdem ……(es folgte ein endlosen Monolog, bei dem ich gedanklich ausgestiegen bin um dann blitzartig wieder wach zu werden bei den Worten:)

...sagst du dem Vermieter Bescheid?

Ich: Nein. Davor habe ich Angst.

Sie: Aber das gehört nunmal zum Geschäft dazu, das ist Business.

Ich: Ich weiß, aber ich möchte trotzdem nicht. Ich bring es nicht übers Herz. In sowas bin ich nicht gut.

Sie: Fine, dann mach ich das jetzt.


Wir legten auf. Ich weinte.


Sie rief mich kurz darauf zurück und sagte: Erledigt, wir sind raus. So einfach.

Und ich dachte: Einfach? In welchem Film war die denn gewesen?


Jetzt durfte ich noch die Handwerker anrufen. Das war auch nicht leichter.





Ich setzte mich an den Schreibtisch, nahm meinen Kalender und strich alle laden-bezogenen Aufgaben. Meine Schwester pflanzte derweil weitere Tomatensetzlinge: Fokuswechsel! Jetzt war ihr Sommer wieder frei und für mich geht es weiter.



Freitag, 22.05.: Fahrt nach Hamburg, mehr Boxen


Da der Laden off war, hatte ich endlich Zeit nach Hamburg zu fahren und bei Max die Jacken abzuholen. Der Gute hatte aber nicht nur Kleidung aussortiert, sondern vier Boxen ausgemistet, inkl. Bildschirm, Modem, Bügeleisen und sogar ein Handkehrbesen war dabei. Es war so viel, dass ich wohl etwas länger brauchen werde, um mir das alles anzusehen.


Samstag, 23.05.: Shoppingwahn in Hamburg


Wir wollten wir eine kleine Tour mit dem Rad durch Hamburg machen und den ein oder anderen Laden für Gebrauchte Sachen ansehen. Schon im ersten Sozialkaufhaus entschieden wir das Auto zu holen, weil ich so viel gefunden hatte - aber vor allem für meine Nichte. Einen Hochstuhl und einen Schaukelelch, die ich nochmal überarbeiten will. Und da wir schon das Auto da hatten, habe ich noch ein paar andere kleine Sachen abgestaubt.



Sonntag, 24.05.: Abschiedstour


Ich hatte mich letzten Monat entschieden mein Rennrad zu verkaufen. Es hing nur noch an der Wand, statt gefahren zu werden. Für Wettbewerbe habe ich das Triathlonrad, in Berlin trainiere ich (falls ich mal wieder anfange) eher im Gym und für den Alltagsgebrauch ist ein Rennrad bei den Berliner Straßen eher unpraktisch. Als ich das letzte Mal damit gefahren bin und drei Flaschen Bier im Jutebeutel hatte, ging der Abend in Scherben zu Ende. Ja, ich werde für den Sommer auf ein Stadtrad ausweichen, auch wenn das nicht soviel Spass macht. Das Rennrad habe ich nun an eine Freundin eines Freundes in Hamburg verkauft, die es hoffentlich mehr nutzen wird als ich. Ich hatte das Rad vor 4 Jahren in Hamburg gekauft und nun wollte ich auch in Hamburg meine Abschiedstour damit machen. Der Regen machte mir einen Strich durch die Rechnung. Na dann eben ohne großen Abschied: Bye Bye Merida. Ich habe jeden der sechs Triathlons mit dir genossen.

You don´t use it you loose it.
20016 -2020 Merida (6 Triathlons)

Mittwoch, 27.05.: Max und seine Lederjacken


Ich habe von einem Freund ja einige Boxen zum testen meines Konzeptes bekommen. Wieviel sind den Leuten ihre Sachen wert? Ich hatte alle 102 Dinge sortiert, versorgt und bewertet. Dann kam mein Freund vorbei und ich meinte, probier was dir gefällt. Schwups alles wieder durcheinander und einige Teile weg.


Samstag, 30.05.: Das große Wiedersehen


Eigentlich mag ich den Ruhrpott nicht. Leider wohnen dort mit die liebsten Menschen der Welt. Meine Patenkinder und ihre Familie. Während Corona konnte ich sie nicht besuchen, aber jetzt ist das Wetter so gut, dass man sich im Garten zum Frühstück treffen kann. Dabei wir aber dann gleich die alte Spielpuppenhaus von denen mit zu meiner Nichte genommen. Außerdem habe ich ihr auch einen Kinderlauflernwagen gebracht. Den hatte ich letzten Monat bei Ebay-Kleinanzeigen gekauft, ein Freund hatte ihn geholt und aufbewahrt, bis ich ihn letzte Woche nach Berlin mitgenommen habe, um ihn jetzt nach NRW zu fahren. Man das 'Nichts-Neu-Kaufen' ist logistisch schon eine Herausforderung!






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